An den Tasten

Oder: 15 Jahre Hans - Uwe Holst

2008. Es begann mit einer Beerdigung. Setzte sich fort auf der Feier einer Patenbeauftragung. Und mündete schließlich in eine Festanstellung. Hans - Uwe Holst aus Haina, studierter Arzt und ausgebildeter Organist, begann eher zufällig seinen Dienst bei uns im damaligen Kirchspiel Grüsen. Mal wieder Not am Mann. Am Organisten. Keiner da. Nur der Arzt aus Haina, von dem ich gehört hatte. Von nun an gings bergauf. Wir gewöhnten uns recht schnell und sehr gerne an seine Art, in die Tasten zu hauen, um ihnen Töne zu entlocken. Jedoch vor allem an seine Leidenschaft für dieses Instrument. Er zieht sämtliche Register. Von wegen: Vertretung. Aushilfe. Praktikant! Wir merkten rasch, wen wir da an Bord hatten. Hans - Uwe Holst ist ein Meister seines Faches. Er lässt sich auf sämtliche Herausforderungen ein und wagt ständig neue Töne. Bedient Hörgewohnheiten, aber weist in die Weite kompositorischer Fantasie. Kennt seinen Bach und seinen Reger. Guilmant. Paul Gerhardt und das „Halleluja“, das er in atemberaubender Geschwindigkeit zu einem Gotteslob verwandelt. Engagiert komponiert er zuweilen eigene Werke, variiert Bekanntes und interpretiert die Tradition. Sein theoretisches Musikwissen beeindruckt. Doch viel lieber findet er hörbaren Ausdruck im Sonntagsgottesdienst. Den Kasualien. Im strömenden Regen am Keyboard auf einer Beerdigung auf dem Hof. Im Wald. Unter der Linde in Mohnhausen. Geht nicht. Gibt’s nicht. Hans-Uwe Holst ist zu allem bereit. Und vor allem auch zu gebrauchen!

 

 

Ich persönlich bin glücklich über die Zusammenarbeit. Es ist Teamwork im besten Sinne. Er ist ein guter Begleiter. Unkompliziert. Aufs Wesentliche konzentriert. Wir haben ihm echt viel zu danken. Auch, weil man ihn nie lange bitten oder gar überzeugen muss! Danke, lieber Herr Holst, im Voraus für hoffentlich noch viele weitere gemeinsame Jahre!



Abschied von Fritz Groß

Die Töne sind verklungen…. Am Heiligabend 2022 verstarb unser ehemaliger Organist und Musiker Fritz Groß im Alter von 87 Jahren. Geboren im Schatten der Grüser Kirche saß er bereits als junger Bursche auf der Orgelbank und begleitete die Gottesdienste. Sein großes Talent, verbunden mit musikalischer Begabung, die der Familie in den Genen liegt, prägte somit nachhaltig das kirchenmusikalische Leben der Bunstruth und seiner späteren Heimat Gemünden. An ihm kam keiner vorbei. Fritz Groß verstand auf eine besondere Art und Weise, aus bloßen Noten Musik zu machen. Schätzte Choräle. Und liebte den Klang des Tenorhorns. Wen wunderts, dass er auch als Dirigent über einen langen Zeitraum dem Posaunenchor Grüsen diente. Darüber hinaus verschrieb er sich der Volksmusik. Machte Stimmung auf seinem Akkordeon und katapultierte sich mühelos in die Herzen der Zuhörer. Was er wollte, kam rüber. Ja. Fritz Groß war Musiker mit Leib und Seele. Immer und überall. Man musste ihn da nie lange bitten. Er instrumentierte und arrangierte diverse Titel für den Posaunenchor und machte sie für das Blech spielbar. Insbesondere der „Andachtsjodler“ oder „Ein kleiner weißer Schneemann“ wurden zu Ohrwürmern. Dazu gesellten sich seine starke Persönlichkeit und manch klares Wort. Meilenweit über das gesetzliche Rentenalter hinaus bespielte er die Orgeln in Grüsen und Mohnhausen, verstärkte den Posaunenchor oder begleitete auf dem Harmonium bei Beerdigungen Trauernde auf einem schweren Gang. Fritz Groß fand in der Musik sein Ausdrucksmittel, den Schöpfer zu loben. Zuweilen tauschte er sonntags die Orgelbank mit der Kanzel und hielt Lektorengottesdienste. Auch das konnte er. Selbst als ihm das Alter Kräfte raubte und schließlich gar in die Schranken wies, verstummten die Instrumente zunächst nicht. Noch immer klangen seine Töne durchs Seniorenzentrum in Gemünden. Das ließ er sich nicht nehmen. Doch irgendwann fiel auch für einen Fritz Groß der letzte Vorhang. Vielleicht hängt für ihn nun der Himmel nicht voller Geigen, sondern Orgeln.

                                                                                

Friedrich Groß

13. November 1935 - 24. Dezember 2022

 

„Mein schönste Zier und Kleinod bist auf Erden du, Herr Jesu Christ!“ (EG 473)

 

Friedrich Groß hat als Organist sowie als Dirigent des Posaunenchores Grüsen jahrzehntelang das kirchenmusikalische Leben unserer Gemeinde auf einzigartige Weise geprägt. Seine Liebe zur Musik, aber auch seine Demut vor dem Werk großer Komponisten zeichneten ihn als Persönlichkeit aus. Wo Worte bloß verstanden werden, geht Musik zu Herzen. Erfüllt die Seele. Schafft Harmonie. Insofern hat Friedrich Groß seiner Gemeinde viel Gutes getan.

Wir sind sehr dankbar, dass wir ihn haben und erleben durften und wissen ihn nun geborgen bei Gott. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie

 

Für die Kirchengemeinde Gemünden-Bunstruth

 

Pfarrerin Marie - Christine Weidemeyer 

 

Pfarrer Hilmar Jung